Nicht zielführend

Mit einem Verbot von Plastiktüten lässt sich das Marine Littering nicht lösen, meint Werner Delfmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU). Das Problem liegt aus seiner Sicht woanders.

AGVU lehnt Verbot von Plastiktüten ab


Die Forderung nach einem Verbot von Plastiktüten trifft nicht den Kern der Lösung für drängende Umweltprobleme, heißt es in einer Mitteilung der AGVU. Darin verweist der Verband auf die Entschließung des Europäischen Parlamentes vom 14. Januar 2014, dass bis 2020 dünne Plastiktüten mit einer Wandstärke von unter 50 Mikrometern in allen EU-Mitgliedstaaten verboten werden sollen. Begründet wird der Vorstoß damit, dass diese Tüten als Abfälle zu gravierenden Störungen des Ökosystems, insbesondere der Meere, führen.

Wie Delfmann betont, sei Marine Littering ein ernst zu nehmendes Problem. Allerdings müssten die Ursachen sachgerecht analysiert und wirksame Maßnahmen in den verschiedenen Ländern differenziert ausgelotet werden. Denn ein Hauptproblem stelle in vielen Ländern eine fehlende Infrastruktur für eine bürgernahe Erfassung und umweltverträgliche Entsorgung von Abfällen dar.

Die AGVU sieht unter anderem die Gefahr, dass Reglementierungen sich an der öffentlichen Diskussion ausrichten. Was sich heute auf Plastiktüten zuspitzt, könnte morgen eine andere Verpackung treffen. Der geringe Verbrauch von Plastik- bzw. Kunststofftüten in Deutschland zeige, dass die Bürger verantwortungsvoll mit dem Thema „Verpackungen“ umgingen. In Deutschland, so Delfmann, gebe es für alle Verpackungsabfälle ein sehr gut funktionierendes Erfassungs- und Verwertungssystem.

Kritik an einem möglichen Plastiktütenverbot hatte auch schon Stefan Schreiter, CEO der Duales System Holding, geübt. Ein Verbot von Plastiktüten löse kein abfallwirtschaftliches Problem, insbesondere nicht die Verschmutzung der Meere durch Kunststoffabfälle und anderen Müll, betonte er. Abfälle gelangen nur dann ins Meer, wenn sie achtlos weggeworfen werden, zum Beispiel von Schiffsbesatzungen, oder auch an Land, von wo sie über die Flüsse oder den Strand eingetragen werden.

„Funktionierende Abfallwirtschaftssysteme richtig zu nutzen ist das beste Mittel gegen die Vermüllung der Meere“, erklärte Schreiter. „Daher müssen wir gegen die Verklappung von Müll durch Frachtschiffe vorgehen und die unterentwickelten Abfallwirtschaftssysteme in manchen EU-Ländern und anderswo voranbringen. Das Verbot einzelner Produkte wie der Plastiktüte ist dagegen reiner Aktionismus und völlig sinnlos.“

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