Inhouse-Milling

Die niederländische Stiftung ARN setzt als erstes Unternehmen die neue Rotorprallmühle des Schweizer Anlagenbauers swissRTec ein. Die Aufschlussmühle für Verbundstoff- und Metallabfälle verspricht einen hohen Durchsatz und hochreine Outputströme.

ARN erweitert Post-Shredder-Anlage mit Aufschlussmühle


Ein Jahr lang hat die Stiftung Autorecycling Nederland (ARN) verschiedene Separationstechniken in ihrer Post-Shredder-Anlage in Tiel getestet. Das Ziel war die verbesserte Rückgewinnung von Nichteisenmetallen wie feinem Kupfer aus Autoshredderrückständen. Dieses war bislang mit dem bestehenden Verfahren nicht so einfach aus dem metallhaltigen Materialmix zurückzugewinnen. Letztendlich hat die neue Rotorprallmühle des Schweizer Unternehmens swissRTec das Rennen gemacht.

„Das swissRTec-Recyclingmodul wurde im Juli 2015 geliefert“, erzählt Allard Verburg, Manager für Business Development bei ARN. „Schon während der Inbetriebnahme wurde deutlich, dass die Anlagenkapazität von 2,5 Tonnen pro Stunde durch den Einsatz der CCM20RT-Aufschlussmühle zum Greifen nahe war.“ Die Kapazität ist ein entscheidender Faktor, denn ARN betreibt einen kontinuierlichen Prozess für die Aufbereitung von Autoshredderrückständen. Nach dem Aufschluss in der Mühle werde das Material in einen schweren Nichteisenmetall-Mix und einen leichten organischen Kunststoffmix getrennt und weiter behandelt.

swissRTec
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Das Recyclingmodul des Schweizer Maschinenherstellers swissRTec trägt den Namen SRT2. Das SRT2-System, das aus der Rotorprallmühle sowie modernster Materialtrenntechnologie besteht, kann aber nicht nur mit Shredderrückständen fertig werden, sondern auch mit anderen metallhaltigen Verbundstoffabfällen wie beispielsweise Elektro- und Elektronikschrott, Kabel, Leiterplatten oder Aluminiumverbünde. „Das typische Ausgangsmaterial für das System sind Materialien, die durch unsere SRT1-Shredder- und Separationsanlage vorverarbeitet wurden“, sagte swissRTec-Vertriebsleiter Andrew Wilson beim International Electronics Recycling Congress (IERC) in Salzburg.

Hochreine Outputströme

„Das Herzstück der Anlage bildet die von uns entwickelte Rotorprallmühle. Diese wird komplett in der Schweiz hergestellt und ist durch Patente geschützt“, führte Wilson weiter aus. In dieser Aufschlussmühle wird das Inputmaterial tausenden von Kollisionen mit dem Rotor, Stator und anderen Objekten ausgesetzt. Dadurch werden die Verbundpartikel aufgebrochen und in ihre einzelnen Komponenten zerlegt. Die Zerkleinerung und die gleichzeitige Freisetzung und Verkugelung der Metalle würden die nachfolgenden Trennschritte der Siebung und Dichtetrennung erleichtern.

„Das resultiert in hochreinen und wertvollen Outputströmen wie Kupfer und Aluminium“, sagt Geschäftsführer Mario Zoellig. „Mit dem für den SRT2-Prozess bestimmten metallhaltigen Fraktionen ist ein hoher Wert verbunden, der Kupferanteil beträgt zwischen 5 und 25 Prozent.“ Interessant könnten diese Anlagen für Recycler sein, die ein genügend großes Volumen an diesen Metallkonzentraten erzeugen. „In diesem Fall wird eine Inhouse-Verarbeitung ein attraktiver Ansatz.“ Die bei diesem Prozess entstehenden sauberen Metallfraktionen könnten direkt an Hüttenwerke und Raffinerien verkauft werden.

Bis zu 7,5 Tonnen pro Stunde

Die von ARN in der Aufbereitungsanlage für Shredderrückstände eingesetzte Aufschlussmühle CCM20RT ähnelt ihren Vorgängermodellen, der CCM10 und der CCM15 RT, ist aber wesentlich größer und stärker. Mit einem Rotordurchmesser von zwei Metern und einer maximalen Leistung von 630 Kilowatt kann der 21-Tonnen-Koloss bis zu 7,5 Tonnen Material pro Stunde verarbeiten. „Mit der Entwicklung der CCM20RT-Maschine bieten wir eine Anlage mit einem hohen Durchsatz und einem hochqualitativem Output. Dadurch können wir die Nachfrage nach größeren Verarbeitungssystemen von E-Schrott und Schredderleichtfraktionen bedienen“, sagt Zoellig.

Die CCM20RT sei ebenso wie die kleineren Vorgängermodelle mit einem neuen, hocheffizienten Antriebssystem ausgestattet. Die Effizienzsteigerung gibt der Hersteller mit 5 bis 7 Prozent an, mindestens 5 Prozent der Energiekosten ließen sich einsparen. Im Dreischichtbetrieb und bei durchschnittlich bis zu 6.000 Betriebsstunden im Jahr wäre das nicht unerheblich.

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