Bevorstehende Übernahme

Bei den Verhandlungen um die Übernahme des Grünen Punkts verdichten sich die Hinweise, dass Remondis kurz vor dem Abschluss steht. Der Vertrag soll angeblich noch in dieser Woche unterzeichnet werden. Vertreter der Entsorgungswirtschaft sind alarmiert.

Grüner Punkt: „Verträge mit Remondis gelten als sicher“


In den vergangenen Monaten gab es schon viele Meldungen über den angeblichen Kauf des Grünen Punkts durch Remondis. Stets kam die Meldung von angeblich „gut informierten Kreisen“. Bislang hat sich keine dieser Meldungen bewahrheitet – aber möglicherweise ist es ja dieses Mal anders.

Zuerst hatte am vergangenen Freitag das Entsorgungsmagazin berichtet, dass die Eigentümer des Grünen Punkts – die Finanzinvestoren H.I.G. Capital und Bluebay – und Remondis sich nun geeinigt hätten. Die Vertragsunterzeichnung soll schon in der kommenden Woche erfolgen. Dem Bericht zufolge soll Remondis-Geschäftsführer Herwart Wilms als künftiger Gesellschafter Anteile am Grünen Punkts übernehmen. Michael Wiener, Geschäftsführender Gesellschafter des Grünen Punkts, soll im Amt bleiben.

Am Wochenende meldete sich dann auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu Wort. Die fast zwei Jahre währenden Verhandlungen über den Kauf des Grünen Punkts durch Remondis sollen demnach kurz vor dem Abschluss stehen. Die Verträge mit Remondis gelten als sicher, schreibt die Zeitung. Noch in dieser Woche könne der Vertrag besiegelt werden, heißt es in einem Bericht.

Erweisen sich die Meldungen als zutreffend, gäbe es möglicherweise schlechte Nachrichten für die Mitarbeiter des Grünen Punkts. Denn angeblich erachtet Remondis den Personalbestand beim Grünen Punkts als zu hoch. Entlassungen könnten daher die Folge sein, schreibt das Entsorgungsmagazin.

„Wir warnen eindringlich“

Der Entsorgerverband bvse nahm die Meldungen zum Anlass, um erneut vor den Folgen einer solchen Übernahme zu warnen. „Unsere Meinung hat sich nicht geändert. Die Übernahme der DSD GmbH durch Remondis wird zu weiteren Wettbewerbseinschränkungen in der Recycling- und Entsorgungsbranche führen“, sagt bvse-Hauptgeschäftsführer Eric Rehbock. „Wir warnen eindringlich vor dieser Hochzeit der Giganten und gehen davon aus, dass das Bundeskartellamt das Verfahren an sich ziehen wird und fordern die Kartellbehörden auf, ganz genau hinzuschauen und diese Übernahme nicht durchzuwinken.“

Remondis ist der mit großem Abstand führende Recyclingkonzern in Deutschland. Daneben ist der Grüne Punkt mit einem Marktanteil von rund 35 Prozent das mit Abstand größte duale System für die Verpackungsentsorgung aus privaten Haushalten. Die Furcht vieler Entsorger ist, dass Remondis über den Grünen Punkt Einsicht in die Kalkulation derjenigen Entsorgungsfirmen erhält, die sich bislang an Ausschreibungen des Grünen Punkts beteiligt haben. Für die Zukunft könnte Remondis diesen Vorteil nutzen, wenn sich der Konzern sich ebenfalls an einer Ausschreibung zur Verpackungsentsorgung beteiligt und dabei mit anderen privaten und kommunalen Firmen konkurriert.

„Das kann nur zu einer weiteren Marktkonzentration führen“, ist sich Rehbock sicher. „Die Zeche wird früher oder später der Verbraucher zahlen.“ Der bvse fordert daher, dass die Ausschreibungen für Sammlung und Sortierung von Verpackungsabfällen aus privaten Haushalten nicht mehr von den dualen Systemen, sondern von neutraler Seite, etwa von der neugegründeten Zentralen Stelle, vorgenommen werden. „Die Politik darf diese Entwicklung nicht einfach laufen lassen, sonst blutet der Mittelstand aus“, so Rehbock.

Remondis erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 7,3 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Anstieg um 1,2 Milliarden Euro oder 20 Prozent im Vergleich zu 2016, teilte Remondis auf Anfrage der Deutschen Presseagentur mit. Ein Teil davon erzielte der Recyclingkonzern über Zukäufe. Konkrete Angaben zum Gewinn macht Remondis traditionell nicht. In einer Pflichtmitteilung im Bundesanzeiger von Ende 2017 ist nur zu lesen, dass die Erträge in den ersten vier Monaten 2017 etwas gestiegen seien und sich diese Entwicklung wohl im Gesamtjahr fortsetzen werde.

 

© 320°/dpa | 21.09.2018

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