Finanzierungsprobleme

Die deutschen Tochtergesellschaften der französischen Recylex-Gruppe stehen auf finanziell wackligen Beinen. Die ursprünglich ausgehandelte Finanzierung reicht nicht aus. Die Bedingungen müssten „gründlich“ überarbeitet werden.

Recylex braucht zusätzliche Finanzspritze


Die französische Recylex-Gruppe hat neue Gespräche mit allen beteiligten Finanzierungspartnern aufgenommen, um die nötige Finanzierung für die deutschen Tochtergesellschaften des Konzerns sicherzustellen. Der Finanzierungsrahmen, der im Dezember 2016 ausgehandelt und im September 2018 schon einmal angepasst wurde, müsse an den aktuellen und prognostizierten Cashflow angepasst werden, teilt die Gruppe mit.

Hintergrund ist die deutlich gesunkene Bleiproduktion des Badschmelzofens (BSF). Recylex begründet den Rückgang mit den technischen Anpassungen für die Anbindung an den neuen Reduktionsofen. Dadurch liege die aktuelle Produktion deutlich unter den im Dezember 2016 getroffenen Prognosen.

Daher müssten die Rahmenbedingungen der Finanzierung der deutschen Tochtergesellschaften des Konzerns gründlich überarbeitet werden. „Unser Geschäftsmodell im Bleisegment ist zukunftsfähig und wäre mit der geeigneten Finanzierung nachhaltig umsetzbar“, sagt Sebastian Rudow, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Recylex S.A. „Die aktuelle Finanzierung, die 2016 aufgesetzt wurde, entspricht nicht mehr der Cashflow-Situation der deutschen Gruppe. In diesem Zusammenhang haben wir die Neuverhandlung der Finanzierung in Angriff genommen, um Vereinbarungen zu erreichen, dank derer wir nicht nur bei der Bleiproduktion, sondern auch auf Management- und Organisationsebene Verbesserungen vornehmen könnten.“

Hohe Verluste

Die deutschen Tochtergesellschaften werden das Jahr 2018 voraussichtlich mit einem Verlust von 10,1 Millionen Euro abschließen. Veranschlagt war ursprünglich ein Minus von 8,1 Millionen Euro. In Anbetracht der Erwartungen der Kreditgeber aus den bestehenden Finanzierungsvereinbarungen könnten die Kreditgeber bei Nichterreichung eines der Finanzziele theoretisch ihre Finanzierung aussetzen, räumt Recylex ein. Das würde die sofortige Rückzahlung der gewährten Kredite in Höhe von insgesamt 59,6 Millionen Euro per 31. Oktober 2018 bedeuten.

Wie Recylex betont, sei der Schmelzprozess der Weser-Metall GmbH mit ihren beiden Öfen aus metallurgischer Sicht grundsätzlich betriebsbereit. Darüber hinaus wäre das Geschäftsmodell zukunftsfähig, sofern der Finanzierungsrahmen angepasst würde. Die aktuelle Produktion der beiden Öfen stieg von 8.245 Tonnen im September 2018 auf 9.600 Tonnen im Oktober 2018 und auf 11.500 Tonnen im November 2018. Nächstes Ziel ist die Produktionssteigerung auf über 12.000 Tonnen pro Monat und langfristig auf über 13.000 Tonnen pro Monat.

Aber nicht nur die deutschen Tochtergesellschaften haben finanzielle Probleme, auch die gesamte Recylex-Gruppe ist hoch verschuldet. Nach Angaben des Konzerns beläuft sich die konsolidierte Netto-Verschuldung per 31. Oktober 2018 auf 101,4 Millionen Euro gegenüber 101,2 Millionen Euro per 30. Juni 2018. Die liquiden Netto-Mittel der Gruppe beliefen sich zum 30. November 2018 auf -7,1 Millionen Euro gegenüber -8,8 Millionen Euro zum 30. Juni 2018.

 

© 320° | 06.12.2018

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