Marktprognose bis 2017

Während das Silberrecycling in Europa rückläufig ist, erwarten Experten für China einen starken Anstieg. Vor allem das Recycling aus Ethylenoxid-Katalysatoren verspricht Wachstumspotenzial. Andere Anwendungsbereiche für Silber kommen inzwischen mit einem geringeren Metallgehalt aus.

Silberrecycling: China holt mit großen Schritten auf


Die wachsende Schmucknachfrage und der zunehmende industrielle Silberbedarf hat dem weltweiten Silbermarkt in der ersten Hälfte dieses Jahres einen Nachfrageboom beschert. Doch während die Nachfrage weiter zunimmt, schrumpft das Angebot an Silber. Für dieses Jahr erwarten Marktexperten ein Angebotsdefizit von 57,7 Millionen Unzen – das sind in etwa 1.794 Tonnen. Damit würde das Silberangebot schon das dritte Jahr in Folge nicht ausreichen, um die weltweite Nachfrage zu decken.

Auch das Aufkommen an Silberschrott wird zunehmend knapp. Nach Angaben des Silver Institute in Washington hatte die Schrottverfügbarkeit 2011 noch einen Höhepunkt erreicht. So war die Schrottmenge innerhalb eines Jahres um 13 Prozent auf 206,7 Millionen Unzen (6.430 Tonnen) angestiegen. Seitdem jedoch ging es rapide abwärts. Im vergangenen Jahr lag die Menge bei knapp über 164 Millionen Unzen (5.100 Tonnen). Eine spürbare Verbesserung, sprich Mengensteigerung wird voraussichtlich auf sich warten lassen.

In den kommenden drei Jahren wird die globale Schrottmenge mehr oder weniger stagnieren, prognostiziert Silver Institute in der neuen Marktstudie „Silver Scrap: The Forgotten Fundamental“. In diesem Jahr werde die Schrottmenge leicht auf 168 Millionen Unzen (5.210 Tonnen) wachsen. 2017 soll die Menge bei 178,0 Millionen Unzen (5.536 Tonnen) liegen. Das sind 14 Prozent weniger als 2011.

Nur Schrottmenge aus industriellen Anwendungen wächst

statistic_id351419_herstellung-von-schmuck-und-schmiedewaren-in-china---umsatzprognose-bis-2018Das prognostizierte Schrottaufkommen in den fünf Segmenten – industrielle Anwendungen, Fotografie, Schmuck, Silberware und Münzen – verläuft dabei höchst gegensätzlich. So soll die Schrottmenge im größten Segment, den industriellen Anwendungen, bis 2017 auf rund 106 Millionen Unzen (2.800 Tonnen) steigen. In den Jahren von 2011 bis 2014 schwankte die Menge zwischen 83 und 85 Millionen Unzen (2.580 bis 2.640 Tonnen). Dabei ließe sich aus dem Segment der industriellen Anwendungen sogar noch mehr Silber zurückgewinnen, denn Marktforscher von Metals Focus haben bei der überwiegenden Zahl an Endanwendungen ein nur geringes Recyclingniveau festgestellt. Das liege zum einen an der stark fragmentierten Eigentümerstruktur dieses Marktes, zum anderen an den nur sehr geringen Silbergehalten, wodurch eine Rückgewinnung oft unwirtschaftlich sei.

Der prognostizierte Anstieg der Schrottmenge im Industriebereich bis 2017 kommt laut Studie hauptsächlich durch das zurückgewinnbare Silber aus Ethylenoxid-Katalysatoren zustande. Die Herstellung von Ethylenoxid, einem wichtigen Baustein bei der Herstellung von Kunststoffen, Lösungs- und Reinigungsmitteln, wird durch China angetrieben. Allein in diesem Jahr wird die Volksrepublik ihre Produktionskapazitäten um 1,3 Millionen Tonnen erweitern. Im Elektro- und Elektronikbereich hingegen werden künftig weniger Mengen erwartet, da die Silbergehalte in den Geräten zurückgehen.

Allerdings wird die Steigerung der Schrottmenge aus industriellen Anwendungen durch stagnierende und rückläufige Mengen in den anderen Sektoren kompensiert. Hier macht sich vor allem der Wegfall der Fotoindustrie als Abnehmer von Silber weiterhin bemerkbar. Bis zum Siegeszug der digitalen Photographie war Silber ein wichtiger Rohstoff in der Fotoindustrie. 1999 wurde etwa noch rund ein Drittel der Silberproduktion für die Herstellung von fotographischem Material benötigt. Inzwischen benötigen nur mehr einige Hobbyfotographen, wissenschaftliche Fotoanwendungen und ältere Röntgengeräte Silber. Entsprechend hat sich der Silberanteil der Fotoindustrie verringert. 2004 lag er laut Branchendienst Thomson Reuters bei 19 Prozent, im vergangenen Jahr bei nur noch fünf Prozent.

China holt beim Silberrecycling auf

statistic_id216123_silber---laender-mit-dem-hoechsten-verbrauch-2010Bislang dominiert Nordamerika das Silberrecycling. Im vergangenen Jahr hatte die Region laut Silver-Institute-Zahlen 53 Prozent zum gesamten Aufkommen beigetragen, in diesem Jahr wird sich der Anteil nur auf gut ein Viertel belaufen. Nordamerika folgt damit dem weltweiten Abwärtstrend seit 2011. Nach dem Hoch im Jahr 2011 mit 67,0 Millionen Unzen (2.085 Tonnen) sind die Schrottmengen kontinuierlich gesunken. Im Durchschnitt betrug die jährliche Rückgangsrate sechs Prozent. In diesem Jahr wird die Region voraussichtlich nur noch 51,9 Millionen Unzen (1.614 Tonnen) zum weltweiten Aufkommen beitragen können.

Seine Führungsposition wird Nordamerika aber behalten. Daran wird sich voraussichtlich so schnell auch nichts ändern, wenngleich China gerade zum Sprung ansetzt. Das Silberrecycling wird sich dort in den kommenden drei Jahren mehr als verdoppeln, glaubt das Silver Institute. Aktuell schlagen gerade einmal 13,3 Millionen Unzen (415 Tonnen) zu Buche, aber bis 2017 werden es immerhin 34.2 Millionen Unzen (1.063 Tonnen) sein.

In Asien hat China bereits Indien vom Thron des größten Schrottlieferanten gestoßen. Von 2010 bis 2012 warf das Silberrecycling in Indien durchschnittlich 18.9 Millionen Unzen (588 Tonnen) ab. Im vergangenen Jahr kam es jedoch zu einem starken Rückgang auf 12.2 Millionen Unzen (380 Tonnen). Dieser wurde hauptsächlich durch die Volumeneinbrüche bei den Lagerbeständen an Silberware ausgelöst.

Wie Indien wird wohl auch Europa in Zukunft von China überholt werden. Nach dem Wachstum in den Jahren 2011 und 2012 auf über 45 Millionen Unzen (1.400 Tonnen) ist das Silberrecycling in Europa deutlich zurückgegangen. In diesem Jahr wird es gerade einmal 33,7 Millionen Unzen (1.048 Tonnen) erreichen. Der Abwärtstrend wird sich auch in den kommenden Jahren, wenn auch etwas verlangsamt, fortsetzen. 2017 wird das Silberschrottaufkommen in Europa laut Silver Institute nur noch 31,3 Millionen Unzen (975 Tonnen) betragen.

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