Internationale Märkte

Der weltweite Stahlschrottmarkt bleibt in guter Verfassung. Vor allem China braucht immer mehr Stahlschrott. Ein Überblick über die internationalen Märkte und die Zahlen für das erste Halbjahr.

Stahlschrottmärkte trotzen den Handelskrieg-Turbulenzen


Der globale Stahlschrottmarkt zeigt sich in robuster Fassung – trotz aller Handelskonflikte weltweit. Im September gab es zwar eine leichte Delle an den meisten europäischen Märkten und in den USA. Aber insgesamt waren die Auftragsbücher im dritten Quartal gut gefüllt, berichtet Tom Bird, Interimspräsident der BIR-Fachsparte Eisenmetall. Das gelte sowohl für die EU als auch für die USA.

„Die Nachfrage ist nach wie vor stark“, schreibt Bird im aktuellen „World Mirror“ des Weltrecyclingverbands BIR. Auch in die Märkte auf dem indischen Subkontinent und in Asien sei in den zurückliegenden Wochen wieder etwas mehr Bewegung gekommen. „Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sich die Schrottströme dem Druck auf den traditionellen Märkten angepasst haben“, so der BIR-Vertreter. Die meisten Inlandsmärkte würden für Oktober sogar eine generelle Verbesserung erwarten.

USA

Auch der US-Schrottmarkt zeigt im Oktober wieder nach oben. Der Überschuss an Schrott, der im August und September für einen Preisrückgang gesorgt hatte, scheint sich zurückzubilden, berichtet George Adams vom US-amerikanischen Schrottrecycler SA Recycling. Im Oktober werde die Nachfrage der US-Stahlwerke vermutlich das Schrottangebot übersteigen.

Bei vielen Lichtbogenofen-Stahlwerken sei die Kapazitätsauslastung auf fast 90 Prozent gestiegen, so Adams. Die Kapazitätsauslastung der US-Stahlwerke betrage über 80 Prozent.

Türkei

Die Verdopplung der US-Strafzölle auf türkische Stahlimporte und die Abwertung der Lira hat den türkischen Markt hart getroffen. Mitte August seien die Preise von HMS 80/20 im Durchschnitt um 30 US-Dollar pro Tonne gesunken, wie Frank Heukeshoven vom Schrotthändler und -aufbereiter TSR Recycling mitteilt.

„Die Situation in der Türkei hat sich fast von Tag zu Tag verschlechtert“, so der BIR-Vertreter. Mittlerweile habe sich die Situation aber wieder merklich entspannt. Die Preise hätten in der Zwischenzeit um 10 bis 20 US-Dollar pro Tonne angezogen und seien seitdem stabil.

Europa

Die schwierige Marktlage in der Türkei hat auch auf den europäischen Markt abgestrahlt. Im September seien die Stahlschrottpreise um 10 bis 20 Euro pro Tonne zurückgegangen, schreibt Heukeshoven.

Im Juli und August dagegen sei der EU-Markt recht stabil gewesen. Im Juli hätten die Preise seitwärts tendiert. Im August sei eine leichte Abwärtskorrektur um bis zu 5 Euro pro Tonne erfolgt.

China

Der chinesische Stahlmarkt hat in diesem Sommer nochmals angezogen. Nach Darstellung des US-Amerikaners George Adams hätten die saisonale Nachfrage und Produktionsausfälle in Tangshan die Lagerbestände und Preise nach oben getrieben.

Auch die Auslastung der Lichtbogenofen-Stahlwerke hat im Sommer offenbar zugenommen. Deren Produktion sei aber aufgrund einer unzureichenden Stahlschrottversorgung begrenzt gewesen, betont der Marktexperte. Und das trotz geringerer Schrottexporte. Neueste Statistiken würden einen Rückgang der chinesischen Stahlschrottexporte für 2018 um etwa 30 Prozent gegenüber 2017 zeigen.

Rohstahlproduktion hat weltweit angezogen

Insgesamt wird der weltweite Stahlschrottmarkt von der positiven Entwicklung auf dem Stahlmarkt getragen. Nach der Statistik des Verbands Worldsteel für das erste Halbjahr 2018 ist die weltweite Rohstahlproduktion um 4,6 Prozent auf 881,5 Millionen Tonnen gestiegen.

Besonders stark zugenommen hat die Produktion in China. „Die Daten weisen eine Steigerung um 6 Prozent auf 451,157 Millionen Tonnen aus“, schreibt Rolf Willeke, Statistikberater der BIR-Fachsparte Eisen und Stahl.

Aber auch in den anderen wichtigen Regionen hat die Rohstahlproduktion im ersten Halbjahr 2018 angezogen:

  • EU-28: + 1,6 Prozent auf 87,337 Millionen Tonnen
  • USA: + 2,9 Prozent auf 41,849 Millionen Tonnen
  • Japan: + 1,3 Prozent auf 52,98 Millionen Tonnen
  • Russland: + 3,2 Prozent auf 36,264 Millionen Tonnen
  • Türkei: + 3,7 Prozent auf 18,893 Millionen Tonnen

Höhere Schrottnachfrage in allen Schlüsselregionen

Zugleich haben die Stahlwerke weltweit auch mehr Schrott eingesetzt. Das gilt vor allem für China. Laut BIR ist der Stahlschrottverbrauch für die Rohstahlproduktion in der Volksrepublik in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 105 Prozent auf 127,6 Millionen Tonnen gestiegen. Im Vorjahresvergleichszeitraum hätten die chinesischen Werke lediglich 62,2 Millionen Tonnen Schrott eingesetzt. „Das unterstreicht Chinas Position als größter Stahlschrottabnehmer der Welt“, heißt es im World Mirror.

Nach oben zeigt der Stahlschrottverbrauch auch in diesen Ländern:

  • Russland: + 11,1 Prozent auf 11,398 Millionen Tonnen
  • Türkei: plus 4,9 Prozent auf 15,882 Millionen Tonnen
  • USA: plus 3,9 Prozent auf 23,7 Millionen Tonnen
  • Japan: plus 3,6 Prozent auf 18,493 Millionen Tonnen

Der Stahlschrottverbrauch in der EU-28 hingegen ist nahezu unverändert geblieben. Hier macht Willeke einen Rückgang von 0,3 Prozent auf 47,964 Millionen Tonnen aus. Nur in Südkorea ist der Stahlschrottverbrauch merklich zurückgegangen. Das Minus beziffert der BIR-Statistikberater auf 3,2 Prozent (14,973 Millionen Tonnen).

Schrottimporte: Türkei und Südkorea verteidigen ihre Spitzenpositionen

Bei den Stahlschrottimporten hat sich im ersten Halbjahr 2018 nur wenig geändert:

  • Der weltweit führende Stahlschrottimporteur bleibt unverändert die Türkei. Das Land hat seine Importe um 15,5 Prozent auf 10,771 Millionen Tonnen gesteigert.
  • Südkorea bleibt mit einem Anstieg von 7,4 Prozent auf 3,262 Millionen Tonnen der zweitgrößte Stahlschrottimporteur.
  • Ebenfalls höher waren im ersten Halbjahr 2018 die Stahlschrotteinfuhren nach Indien (plus 11,2 Prozent auf 2,864 Millionen Tonnen) und in die EU-28 (plus 1,9 Prozent auf 1,391 Millionen Tonnen).
  • Etwas niedriger als im Vorjahr fielen die Stahlschrottimporte der USA aus. Sie beliefen sich auf 2,468 Millionen Tonnen (minus 1,3 Prozent).
  • Weißrussland hat ein Minus von 1,5 Prozent auf 0,645 Millionen Tonnen zu verbuchen.

Schrottausfuhren: EU-Staaten steigern Exporte um 7 Prozent

Was die Ausfuhr von Stahlschrott angeht, nimmt die EU-28 unverändert den Spitzenplatz ein. Die EU-Staaten konnten den Worldsteel-Zahlen zufolge ihre Ausfuhren um 7 Prozent auf 10,714 Millionen Tonnen steigern.

Die wichtigsten Abnehmer der EU waren:

  • die Türkei mit 6,358 Millionen Tonnen (plus 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr).
  • Ägypten: plus 33,4 Prozent auf 0,819 Millionen Tonnen)
  • Pakistan: plus 12,4 Prozent auf 0,807 Millionen Tonnen)
  • sowie Indien: plus 14,5 Prozent auf 0,648 Millionen Tonnen

Einen starken Rückgang verzeichneten dagegen die Lieferungen der EU-28 in die USA. Nur noch 0,474 Millionen Tonnen haben die europäischen Staaten im ersten halben Jahr in die USA geliefert. Das entspricht einem Rückgang von 27,2 Prozent.

 

© 320° | 04.10.2018

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