Ausbau der Marktposition

Die EEW Gruppe hat nach dem Eigentümerwechsel einen Kulturwandel eingeläutet: Aus dem Konzernbetrieb von damals soll ein mittelständisches Unternehmen werden. Zugleich will der Abfallverbrenner weiter wachsen - durch Übernahmen und den Bau neuer Abfallverbrennungsanlagen im europäischen Ausland.

EEW verfolgt Wachstumsstrategie


Bei Deutschlands größten Betreiber von Abfallverbrennungsanlagen, der EEW Energy from Waste GmbH, stehen die Zeichen auf Wachstum. Geplant seien sowohl Akquisitionen als auch der Bau neuer Abfallverbrennungsanlagen im europäischen Ausland, verkündete der neue COO Karl-Heinz Müller auf der Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz. Bereits im Mai vergangenen Jahres hatte die EEW das EBS-Kraftwerk Andernach übernommen, weitere Objekte und Märkte sollen nun folgen.

Hinter der EEW steht nach dem Verkauf durch den ehemaligen Mutterkonzern Eon vor rund zwei Jahren der schwedische Finanzinvestor EQT. Die Private-Equity-Gesellschaft hält einen Anteil von 51 Prozent an EEW. Seit dem Eigentümerwechsel habe sich einiges getan, berichtete Müller. So sei eine Reorganisation des Bestandsgeschäfts eingeleitet worden, um einerseits die Kosten zu optimieren und andererseits eine möglichst hohe Auslastung der Anlagen zu erreichen. Auf diese Weise seien die Verwaltungskosten um 40 Prozent gesenkt worden, der Abfalldurchsatz wurde auf 4,7 Millionen im Jahr 2014 gesteigert.

Optimiert wurde auch die Beschaffung von Kesselrohren und Roststäben. Diese seien bislang von einer Vielzahl unterschiedlicher Ausführungstypen und Bauarten geprägt gewesen, die von den jeweiligen Anlagen bei einer Reihe unterschiedlicher Anbieter eingekauft wurden. Durch Analyse und Normierung der eingesetzten Ausführungen und Spezifikationen sei es gelungen, die benötigten Typen gruppenweit zu bündeln, um entsprechend große Einkaufsvolumina zur Optimierung von Qualität und Kosten zusammenzufassen.

Keine regionalen Fürstentümer mehr

Begleitet werden diese Maßnahmen von einem Change-Prozess, der die alten Konzernstrukturen abstreifen und die EEW zu einem mittelständischen Unternehmen machen soll. Das zentrale Ziel sei es, unternehmerisches Denken und Handeln, effiziente Prozesse und flache Hierarchien innerhalb der Gruppe umzusetzen, erklärte Müller. Die Gruppe werde dazu zentral gesteuert, regionale Fürstentümer hätten keine Zukunft.

Zufrieden zeigte sich der COO mit der aktuellen Marktentwicklung. Die meisten Müllverbrennungsanlagen und EBS-Kraftwerke seien 2014 gut ausgelastet gewesen. Als Gründe führte Müller die vergleichsweise größeren Gewerbeabfallmengen infolge des schwachen Winters sowie eine gute konjunkturelle Entwicklung an. Darüber hinaus seien die stärkeren Abfallimporte ausschlaggebend gewesen, wenngleich Müller Einschätzungen widersprach, die Abfallimporte hätten im vergangenen Jahr bis zu 1,5 Millionen Tonnen betragen. Er geht eher von 500.000 bis 600.000 Tonnen aus.

Mit Blick auf die Verbrennungspreise sagte Müller, dass es generell einen Trend zu steigenden Preisen für die Verbrennung von Gewerbe- und Spotmarktmüll gebe. So sei inzwischen das Interesse von Spotmarktkunden an längerfristigen Verträgen gestiegen. Er rechnet damit, dass mittelfristig auch die kommunalen Verbrennungspreise den Gewerbepreisen folgen werden.

Laut Müller erwirtschaftet die EEW zwei Drittel des Umsatzes von rund 500 Millionen Euro mit der Abfallbehandlung. Das restliche Drittel resultiert aus Stromerlösen. Die Gruppe betreibt insgesamt 37 Verbrennungsanlagen an 19 Standorten in Deutschland und im benachbarten Ausland. Dabei entsorgt die EEW rund 5 Millionen Tonnen Abfall und erzeugt neben Prozessdampf und Fernwärme auch Strom für 500.000 Haushalte.

Mehr zum Thema
Tarifstreit bei SRW spitzt sich weiter zu
100 Prozent recycelte Edelmetalle: Umicore führt „Nexyclus“ ein
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Mehr Fernwärme aus Abfällen: Neue Technologie in MVA Borsigstraße