Globaler Stahlschrottmarkt

Im März sind die Preise für Stahlschrott überraschend stark gestiegen. Einer der Gründe war die starke Nachfrage aus der Türkei. In den USA haben Schrotteinkäufer bereits die Sorge, nicht genügend Material zu bekommen.

Türkische Einkäufer kurbeln Schrottpreise an


In Zusammenarbeit mit Recycling International Ri-logo-rgb

Nach vielen mauen Monaten auf dem internationalen Stahlschrottmarkt waren selbst Marktkenner von dem plötzlichen Preisanstieg im März überrascht. Viele sehen den Grund dabei unter anderem in den steigenden Preisen für Stahlknüppel aus China und Russland, die wiederum die Notierungen für Schrotte mitzogen.

Größter Treiber für den Preisanstieg dürfte aber die starke Nachfrage türkischer Stahlproduzenten sein. Die Preisrallye wird am Beispiel der Sorte HMS I/II 80/20 deutlich: Türkische Abnehmer zahlten für eine Tonne Ende Februar noch 180 US-Dollar. Für dieselbe Sorte bekamen die Händler aus den USA und dem Ostseeraum dann ein paar Tage später schon 230 US-Dollar, für geshredderten Stahlschrott sogar 234 US-Dollar. Abnehmer in Taiwan zahlten für den Schrottmix aus den USA immerhin noch 190 US-Dollar pro Tonne. In Deutschland stiegen die Preise für Stahlschrott infolgedessen um rund 30 Euro pro Tonne an, wie die Zahlen der BDSV zeigen.

Zunehmende Stahlproduktion in den USA

In den USA wächst bei den Schrottkäufern inzwischen die Sorge, nicht genug Material zu bekommen. Die Sorge scheint berechtigt, da nach mehreren Monaten die Kapazitäten bei den Herstellern inzwischen wieder deutlich besser ausgelastet werden. Laut Zahlen des American Iron and Steel Institutes wurden in der vorletzten Märzwoche etwa 1,67 Millionen Tonnen Stahl hergestellt. Die Auslastung lag damit bei 71,3 Prozent – im Vorjahreszeitraum war sie noch bei 67,7 Prozent.

Neben der Herstellung sind auch die Stahlpreise gestiegen. Für eine Tonne gewalzten Flachstahl beispielsweise erlösten die US-Produzenten bis zu 60 US-Dollar mehr als noch im Vormonat.

Stark gefallen sind hingegen die Stahlschrottexporte aus den USA. Nach Angaben des Zensus-Büros und der internationalen Handelskommission wurden im Januar dieses Jahres lediglich rund 470.000 Tonnen Stahlschrott ausgeführt – das ist weniger als die Hälfe im Vergleich zum Vorjahresmonat. Besonders die Käufe aus der Türkei und Taiwan gingen um rund 70 Prozent zurück, gar um 90 Prozent reduzierte Südkorea seine Importe von US-Stahlschrott. Dafür stiegen die Bestellungen aus Indien sprunghaft an und verdreifachten sich auf knapp 78.000 Tonnen.

© 320°/ek | 27.04.2016

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