Rohöl aus Plastik

Erneut will ein Unternehmer im großen Stil Altplastik zu Rohöl aufbereiten. Das Verfahren wurde bereits im stabilen kontinuierlichen Betrieb getestet. Nun soll eine größere Produktionsanlage in Deutschland realisiert werden. [ Video ]

Start-up plant Pyrolyseanlage für Kunststoffabfälle


Die Schweizer Firma Enespa hat ein Verfahren entwickelt, um unterschiedliche Kunststoffarten in Rohöl umzuwandeln. Nach Angaben des Unternehmens ist es mit der sogenannten Spatrol-Pyrolyse möglich, aus einer Tonne Plastik 700 Liter Rohöl zu gewinnen, ohne dass dabei CO2 entsteht. Inhaber und Geschäftsführer Cyrill Hugi plant in diesem Jahr eine modulare Anlage in Deutschland in Betrieb zu nehmen.

Laut Hugi wurde das Verfahren gemeinsam mit der Technischen Hochschule Sofia sowie Technologien und Patenten aus Russland und der Ukraine entwickelt. Eine erste Testanlage sei 2011 entstanden. Daraus ging 2014 ein Prototyp mit einer Kapazität von 150 Kilogramm Plastik je Stunde hervor, „der jetzt einwandfrei läuft“.


Fließschema Spatrol-Pyrolyse:

Fließschema Spatrol-Pyrolyse

Quelle: Enespa

Abnahmeverträge sind unterzeichnet

Für die geplante Produktionsanlage sind dem Unternehmer zufolge rund 2,1 Millionen Euro (2,5 Millionen Franken) notwendig, die über eine Schweizer Obligationsanleihe zusammenkommen sollen. Der Jahreszins soll bei 6,25 Prozent liegen. Hugi selbst ist mit rund 855.000 Euro (1 Million Schweizer Franken) im Projekt involviert.

Wie Hugi mitteilt, sind Abnahmeverträge für Endprodukte, Standortverträge und Lieferverträge für Kunststoffmüll bereits unterzeichnet. Ein Vertrag mit einem Anlagenbauer für ein Modul mit einem Durchsatz von zweimal 500 Kilogramm je Stunde sei ebenfalls schon geschlossen worden. „2018 wird die erste modulare Anlage den Betrieb aufnehmen“, so Cyrill Hugi.

Vorhaben, Plastik zu verölen, gab es in der Vergangenheit schon öfter. Viele davon kommen aber meist nicht über das Ankündigungsstadium beziehungsweise über den Pilotmaßstab hinaus. Fachleute stehen den versprochenen Renditemöglichkeiten daher meist kritisch gegenüber.

Cyrill Hugi ist gelernter Landmaschinentechniker sowie Betriebsingenieur, eidgenössisch diplomierter Marketingleiter und hält einen Master of Business Administration. Er war nach eigener Auskunft Berater und Manager bei Iveco und Volkswagen und arbeitete als Berater und Projektleiter beim Fahrzeug-und Maschinenhersteller Bucher Industries im Bereich Fruchtsaft- und Weinpressen.


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© 320°/bs | 09.01.2018
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