Weniger Kunststoffe

Bei Rewe, Lidl und Edeka wird es künftig bestimmte Plastikprodukte nicht mehr geben. Die Konzerne werden ab sofort mit dem Abverkauf der Restbestände beginnen. Künftig werden dann alternative Materialien eingesetzt.

Einzelhandel listet immer mehr Plastikprodukte aus


Immer mehr Supermarktketten streichen bestimmte Plastikprodukte aus ihrem Sortiment. So gab der Einzelhandelskonzern Rewe am Mittwoch bekannt, künftig auf den Verkauf von Einweg-Trinkhalmen aus Plastik zu verzichten. Dadurch könnten in den rund 6.000 Märkten der Marken Rewe, Penny und Toom Baumarkt pro Jahr 42 Millionen Einweg-Trinkhalme eingespart werden, teilte das Unternehmen mit.

Am gleichen Tag gab auch der Discounter Lidl aus Neckarsulm bekannt, bis Ende 2019 Einwegplastikartikel wie Besteck und Trinkhalme aus dem Sortiment zu nehmen. Auch Edeka entwickelt Mehrwegartikel als Alternative für bisherige Einwegartikel. Restbestände wollen die Unternehmen ab sofort abverkaufen.

Ab dem kommenden Frühjahr will Rewe dann Trinkhalme aus Papier, Weizengras oder Edelstahl in seinen Sortimenten anbieten. Bei Lidl sollen zudem Einweggeschirr und Wattestäbchen durch Produkte aus recycelbaren Materialien ersetzt werden. Bei Edeka besteht ein Becher bereits aus 70 Prozent natürlichen Materialien wie Bambus.


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Die EU-Kommission hatte erst vor Kurzem ein Verbot für Kunststoff-Einwegprodukte wie Plastikteller, Plastikbesteck und Trinkhalme gefordert. Plastikhalme gelten als typisches Wegwerfprodukt, das im Durchschnitt nur 20 Minuten genutzt wird, bevor sie im Müll landen. Nach Angaben der Organisation „Seas at Risk“ gelangen aus der EU jährlich rund 100 000 Tonnen Plastik im Meer. In der EU werden jährlich 36,4 Milliarden Trinkhalme verbraucht, dazu 16 Milliarden Kaffeebecher, 46 Milliarden Einwegflaschen und weiteres Plastik aus Verpackungen und Zigarettenfiltern.

Die Einzelhandelskonzerne arbeiten auch an weiteren Konzepten zur Vermeidung von Kunststoffen. Rewe beispielsweise hat weitere Schritte eingeleitet, um das Aufkommen an Verpackungen zu reduzieren. Die Maßnahmen reichen vom „Natural Branding“ bei Obst und Gemüse bis hin zur Reduzierung von Folienstärken. Außerdem setzt der Konzern auf den Einsatz von Graspapier bei Schachteln verpackter Äpfeln und Birnen oder auf den Einsatz von Recyclat bei Tragetaschen, Farbeimern und Plastikflaschen für Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln.

Die nachhaltige Gestaltung von Verpackungen hat Rewe in einer übergreifenden Strategie verankert. Darin strebt das Unternehmen an, sämtliche Eigenmarkenverpackungen auf den Prüfstand zu stellen: „Wir arbeiten intensiv daran, überflüssige Verpackungen abzuschaffen, Verpackungen zu reduzieren oder umweltfreundlicher zu gestalten. Doch da jedes Produkt andere Anforderungen an die Verpackung stellt, müssen wir uns jeden Artikel einzeln ansehen“, ergänzt Dirk Heim, Bereichsleiter Bio & Nachhaltigkeit Ware, Rewe Group. Das Ziel: 100 Prozent umweltfreundlichere Eigenmarkenverpackungen bis zum Jahr 2030.

Auch bei Lidl wird an anderen Konzepten zur Kunststoffvermeidung gearbeitet, sagt Lidl-Einkaufschef Jan Bock. „Insbesondere im Verpackungsbereich gibt es viele innovative Lösungen, die wir derzeit testen, und die einen wirklichen Unterschied machen können.“ Lidl war im vergangenen Jahr der erste Discounter in Deutschland, der auf die Standard-Plastiktüte verzichtet hatte. Dadurch vermeidet Lidl jährlich 3.500 Tonnen Kunststoff.

 

© 320°/dpa | 05.07.2018

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