Kapitalmarkt

Die Zahl derer, die ihr Kapital umweltfreundlich anlegen wollen, steigt. Im vergangenen Jahr summierten sich die nachhaltigen Geldanlagen auf eine Rekordsumme. Wenngleich der Anteil am Gesamtmarkt noch immer gering ist.

Nachhaltige Geldanlagen legen zu


Umwelt- und Klimaschutz sowie soziale Kriterien spielen bei der Geldanlage zunehmend eine Rolle. Wie das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in seinem jährlichen Marktbericht auflistet, war Ende vergangenen Jahres in Deutschland die Rekordsumme von 578,14 Milliarden Euro investiert. Das bedeutet ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit sei das Wachstum zwar geringer ausgefallen als in den Jahren zuvor, aber nachhaltige Geldanlagen seien weiterhin sehr gefragt.

Gemessen am Gesamtmarkt ist der Anteil nachhaltiger Geldanlagen allerdings noch vergleichsweise gering. Nach Angaben des Fondsverbands BVI verwalteten Fondsgesellschaften in Deutschland Ende vergangenen Jahres ein Gesamtvermögen von 3.804 Milliarden Euro. In den FNG-Zahlen werden Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds sowie nachhaltig verwaltete Kundeneinlagen entsprechend der europäischen Regulatorik berücksichtigt.


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Die EU-Kommission hat als Ziel ausgegeben, mehr Geld in „grüne“ Anlagen zu lenken und dafür die Taxonomie, eine Art Katalog für klimafreundliche Investitionen, auf den Weg gebracht. Seit August vergangenen Jahres sind Bankberater und Versicherungsvermittler verpflichtet, Kundinnen und Kunden zu fragen, ob sie „grün“ investieren wollen und welche Präferenzen sie dabei haben. Bei der Geldanlage soll es nicht mehr nur um Renditechancen und Risiko gehen, sondern auch um Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung, was unter der Abkürzung ESG (englisch für: Environmental Social Governance) läuft.

Welche Anlage das Label „grün“ verdient und welche nicht, ist allerdings trotz aller politischer Bemühungen um einheitliche Standards weiterhin umstritten. Zudem birgt die größere Aufmerksamkeit für Umweltschutz und Klimawandel nach Einschätzung von Europas Aufsichtsbehörden auch die Gefahr, dass es mehr schöngefärbte Angebote – sogenanntes „Greenwashing“ – gibt.

„Noch nicht klar und schnell genug“

Aus Sicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) bräuchten Anleger im Dickicht vermeintlich grüner Geldanlagen dringend mehr Durchblick. „Anlegerinnen und Anleger können immer noch nicht klar und schnell genug erkennen, wie nachhaltig ein Produkt wirklich ist“, kritisiert Bafin-Präsident Mark Branson bei einem Bundesbank-Symposium in Frankfurt. „Sie bekommen zu viele Informationen, zu komplexe Informationen.“

„Anlegerinnen und Anleger ertrinken fast in Transparenz, aber haben teilweise keine Klarheit, was sie kaufen, wenn es um Nachhaltigkeit geht“, sagte Branson. Es brauche weniger und dafür verständlichere Informationen. Zum Beispiel müssten Kundinnen und Kunden einfach erkennen können, ob ein Produkt in Unternehmen investiert, die bereits „grün“ sind oder in Unternehmen, die gerade dabei sind, „grün“ zu werden.

Der Bafin-Präsident warnte zugleich davor, dass Produkte und Dienstleistungen als nachhaltig verkauft werden, die es in Wirklichkeit gar nicht seien: „Greenwashing zerstört Vertrauen. Das ist eines der größten Risiken der Transformationsfinanzierung.“

320°/dpa

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