Logistikzentrum

In Dorsten entsteht ein neues Logistikzentrum für den Jeanshersteller Levi Strauss. Das Gebäude wird kreislauffähig gebaut und mit einem geothermischen Heiz- und Kühlsystems erwärmt und gekühlt. Auch einen Gebäudepass gibt es.

Kreislauffähig und CO2-neutral: Wie nachhaltig das neue Levi Strauss-Gebäude ist


Am nördlichen Rand des Ruhrgebiets entsteht im Dorstener Industriepark das neue Logistikzentrum von Levi Strauss. Die Immobilie steht auf einem über 70.000 Quadratmeter großen Grundstück und wird im September an den Jeanshersteller übergeben. Ab dann soll das Gebäude CO2-neutral betrieben werden.

„Neben einem sparsamen Energiekonzept geht es vor allem auch darum, Ressourcen zu sparen“, erklärt Julian von Hodenberg, Senior-Projektmanager beim Bauherrn Delta Development. Der Bauherr hat dazu die Beratungsfirma Drees & Sommer hinzugezogen, die   auf zirkuläres Bauen spezialisiert ist. Erklärtes Ziel ist es, das Gebäude kreislauffähig zu bauen, sodass es am Ende der Nutzungsdauer als eine Art Rohstoffdatenbank für neue Bauprojekte dienen kann.

Das neue Logistikzentrum ist auf dem bisher brachliegenden Grundstück der stillgelegten Zeche Wulfen angesiedelt. Auf dem ehemaligen Industrieareal waren noch zahlreiche Betonteile vorhanden, die geshreddert und zur Verdichtung des Bodens verwendet wurden. „So konnten wir die Überbleibsel des Tagebaus effizient weiternutzen und dem Kreislaufgedanken schon vor dem eigentlichen Baustart Rechnung tragen“, erklärt Eric Tepner, Teamleiter Logistics bei Drees & Sommer.

Bei der Auswahl der Baumaterialien lag der Fokus laut Drees & Sommer auf Wiederverwertung, Ressourcenschonung und Abfallreduktion. „Viele der verbauten Rohstoffe werden nachhaltig gewonnen und recyclingfähig ausgelegt“, erklärt Teamleiter Marcel Özer. In einem Gebäuderessourcenpass, wie ihn künftig auch die Bundesregierung einführen will, werden sämtliche Materialien und ihre Eigenschaften erfasst.

„Der Ausweis enthält auch Informationen zu Inhaltsstoffen, Produktzusammensetzungen, Recyclinganteil oder Zahlen zur Ökobilanz“, sagt Özer. „Dadurch lässt sich einfach und transparent nachvollziehen, welchen ökologischen und materiellen Wert ein Gebäude hat. Am Ende der Nutzungsperiode ermöglicht dies eine optimierte sortenreine Trennung – das Gebäude gibt die verbauten Materialien wieder für neue Bauvorhaben frei.“


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Zum nachhaltigen Betrieb der Logistikimmobilie trägt vor allem das Energiekonzept bei. Mithilfe eines geothermischen Heiz- und Kühlsystems können die Logistikhallen effektiv erwärmt und gekühlt werden. Dazu seien 100 Meter tiefe Bohrungen in die Erdkruste nötig, um die Nutzung der regenerativen Erdwärme zu ermöglichen, erklärt Drees & Sommer.

Ein Großteil der Dachflächen des Gebäudes tragen zudem Solarpanels, um eigenen Strom zu erzeugen. Zu Spitzenzeiten wird eine mögliche Überproduktion an Strom in das öffentliche Netz eingespeist.

Auf den Bereichen des Dachs, die keine Solarenergie erzeugen, können die Mitarbeitenden zwischen Klatschmohn und Kornblumen frische Luft schnappen. Der Dachgarten aus heimischen Wildwiesenpflanzen soll dabei nicht nur Platz für zahlreiche Insekten bieten. Neben der Förderung der Biodiversität dient die Begrünung als natürlicher Schadstofffilter für die Luft und soll für ein angenehmes Mikroklima sorgen.

Platin-Zertifizierung

Auch an anderer Stelle werden Ressourcen gespart. Regenwasser wird gesammelt, in einem Tank unter der Erde gespeichert und zur Bewässerung der Dachbegrünung sowie für die Toilettenspülung verwendet.

Nach der Fertigstellung soll das Gebäude für seine ökologische Bauweise nach LEED und WELL mit Platin zertifiziert werden. Der Neubau werde der gesamten Logistikbranche als Blaupause für mehr Nachhaltigkeit dienen, ist der Bauherr Delta Development überzeugt. Grund sei der hohe Anspruch an Wiederverwertung, Materialgesundheit sowie Energie- und Ressourcenmanagement.

320°/sr

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