Vorläufige Zahlen

Vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Sammelquote für E-Schrott im Jahr 2022 nochmals gefallen ist. Sie liegt nun bei 32 Prozent – vorgeschrieben sind 65 Prozent.

Elektroschrott: Sammelquote geht noch weiter zurück


Die Sammelquote für Elektroschrott in Deutschland war schon im Jahr 2021 niedrig – sie erreichte nur magere 39 Prozent. Ein Jahr später schlägt sie mit einem noch schlechteren Wert zu Buche. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden im Jahr 2022 nur noch 901.100 Tonnen Elektroschrott gesammelt – ein Rückgang um 105.300 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Die Sammelquote läge damit nur noch bei 32 Prozent.

Deutschland verfehlt damit zum fünften Mal in Folge die Sammelquote. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Sammelquote von 65 Prozent. Die sinkenden Elektroschrottmengen seien alarmierend, weil gleichzeitig die Menge an neuen Elektrogeräten auf 3,2 Millionen Tonnen im Jahr 2022 gestiegen sei, erklärt die Deutsche Umwelthilfe. Damit habe sich die Menge der verkauften Neugeräte in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.

„Bei der Entsorgung von Elektrogeräten läuft etwas gewaltig schief“, kritisiert Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH). „Bundesumweltministerin Lemke darf nicht weiter tatenlos zusehen, wie in Deutschland bereits zum fünften Mal in Folge die gesetzliche Sammelquote deutlich unterschritten wird. Für die in Kürze anstehende Novelle des Elektrogesetzes muss sie verbindliche Sammelziele für Hersteller und mehr verbraucherfreundliche Rückgabemöglichkeiten im Handel festlegen. Zudem sollten durch die Einführung einer verbindlichen Wiederverwendungsquote mehr funktionsfähige Geräte aufbereitet und einer erneuten Nutzung zugeführt werden.“

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

In Deutschland besteht seit Sommer 2022 eine Rücknahmepflicht für größere Geräte wie Computer oder Fernseher nur beim Kauf eines neuen Geräts der gleichen Art. Die Rücknahmepflicht ohne Neukauf eines Geräts gibt es zwar auch, sie gilt aber nur für Altgeräte mit einer Kantenlänge von weniger als 25 Zentimetern und für Händler mit einer Mindestverkaufsfläche von 800 Quadratmetern.

Die DUH fordert jedoch, dass alle Händler von Elektrogeräten unabhängig von ihrer Verkaufsfläche dazu verpflichtet werden, ähnliche Altgeräte beim Neukauf kostenlos zurückzunehmen. Zudem sollten alle Händler mit einer Gesamtverkaufsfläche von mehr als 100 Quadratmetern dazu verpflichtet werden, Elektrogeräte mit einer Kantenlänge von weniger als 50 Zentimetern ohne einen Neukauf kostenlos zurückzunehmen.

„Händler sollten Sammelquote veröffentlichen“

Problematisch ist aus Sicht des Umweltverbandes auch die Ausgestaltung der gesetzlichen Informationspflichten zur Rücknahme von Elektroschrott. „Konkrete Anforderungen, wie die Verbraucherinformation über bereitgestellte Rückgabemöglichkeiten ausgestaltet werden muss, gibt es im Elektrogesetz nicht“, kritisiert der Verband. „Das führt oft zu einer praxisuntauglichen und schlecht wahrnehmbaren Kommunikation, sodass viele Verbraucherinnen und Verbraucher gar nicht wissen, dass kleine Elektroaltgeräte auch in Supermärkten zurückgegeben werden können.“

Bislang gebe es für Elektroschrott bundesweit nur eine allgemeine Gesamtsammelquote von 65 Prozent für ganz Deutschland, sodass die einzelnen Hersteller sich ihrer Verantwortung für die sachgerechte Erfassung und Entsorgung der Altgeräte leicht entziehen könnten, sagt Thomas Fischer, Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der Umwelthilfe.

„Solange sie weder Angaben zu der von ihnen zurückgenommenen Menge alter Elektrogeräte machen, noch Konsequenzen bei einer niedrigen Sammelmenge befürchten müssen, ist es kein Wunder, dass die Sammelquoten weiter sinken“, sagt er. „Nur wenn alle Hersteller die gesetzliche Sammelquote erfüllen und ihre Ergebnisse veröffentlichen müssen, bekommen wir das immense Umweltproblem durch unsachgemäß entsorgten Elektroschrott in den Griff.“

Dass von den gesammelten Altgeräten nur 1,7 Prozent für eine Wiederverwendung aufbereitet werden, ist nach Ansicht der Umwelthilfe ein weiteres Armutszeugnis. Allein durch die Aufbereitung eines Laptops könnten 181 Kilogramm Primärressourcen und umgerechnet 154 Kilogramm klimaschädliche CO2-Emissionen eingespart werden. Der Verband fordert daher von Umweltministerin Lemke eine verbindliche Quote für die Vorbereitung zur Wiederverwendung, nach dem Vorbild von Spanien oder Belgien. In Deutschland sollten mindestens 15 Prozent der gesammelten Elektroaltgeräte wiederverwendet werden.

320°/re

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