Neuheit im Supermarkt

Der eine stellt Toilettenpapier her, der andere Verpackungen aus Plastik, das in der Umwelt entsorgt wird. Beide haben sich zusammengetan. Das Ergebnis: die erste Klopapierverpackung aus wildem Plastik in deutschen Supermarktregalen.

Klopapierverpackung aus „wildem“ Plastik


Wie schwer ist es, eine Klopapierverpackung aus wildem Plastik herzustellen? Diese Frage stellten sich vor vier Jahren die Teams von Wildplastic und Goldeimer. Jetzt präsentieren sie gemeinsam die erste Klopapierverpackung in deutschen Supermarktregalen.

Als „wildes“ Plastik wird das Plastik bezeichnet, das außerhalb des Recyclingkreislaufs auf illegalen Müllkippen, in der Natur oder auf der Straße landet. Das Hamburger Unternehmen Wildplastic sammelt dieses Material in Ländern wie Indien, Thailand, Indonesien und dem Senegal gemeinsam mit lokalen Partnern und verarbeitet es zu neuen Produkten, wie etwa Müllbeuteln oder Versandtaschen. Darin verpackt ist das Toilettenpapier des ebenfalls in Hamburg ansässigen Unternehmens Goldeimer.

Noch 50 Prozent Neuplastikanteil

Während der Entwicklungsphase haben die Teams von Wildplastic und Goldeimer gemeinsam mit dem Produzenten Bischof+Klein und dem Hygienepapierhersteller WEPA Stoffströme analysiert und getestet, ob sich das Recyclingmaterial für die Verpackung eignet. „Die Herausforderung ist, dass aus der Umwelt gerettetes Plastik unterschiedlich verschmutzt ist und kleinste Einschlüsse das neue Folienplastik schnell reißen lassen. Besonders für ein Hygieneprodukt braucht es eine einwandfreie Verpackung“, erklärt Christian Sigmund, Mitgründer und CEO von Wildplastic.

Das Ergebnis ist eine Verpackung, die zu 50 Prozent aus Wildplastic und zu 50 Prozent aus Neuplastik besteht. Die ersten 15.000 Goldeimer-Verpackungen verließen bereits Ende 2023 das Lager – inkognito mit unverändertem Verpackungsdesign. Ziel war es, Kundenfeedback zu sammeln und das Material zu testen.

Toilettenpapier in Wildplastic-Verpackung | Foto: Goldeimer

Seit März ist das Goldeimer-Klopapier nun in die Wildplastic-Verpackung gepackt. „Das ist erst der Anfang. In Zukunft planen wir den Anteil an Wildplastic in der Goldeimer Verpackung weiter zu erhöhen und damit noch mehr wildes Plastik aus der Umwelt zu holen“, sagt Malte Schremmer, Co-Gründer und Geschäftsführer von Goldeimer.

320°/re

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