Europäischer Markt

Wie steht es um die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in Europa? Antworten gibt ein neuer Bericht von Plastics Europe. Was der Report auch zeigt: Europas Anteil an der weltweiten Kunststoffproduktion sinkt.

Nur rund ein Viertel der Kunststoffe in Europa wird recycelt


Alle zwei Jahre veröffentlicht der Verband Plastics Europe den Report „The Circular Economy for Plastics: A European Analysis“. Der Bericht enthält unter anderem aktuelle Zahlen zum Recycling und zum Anteil von Kunststoffen aus nicht fossilen Rohstoffen in Europa. Demnach wurden im Jahr 2022 nur 26,9 Prozent der europäischen Kunststoffabfälle recycelt. Fast die Hälfte des Aufkommens (49,6 Prozent) wurde thermisch verwertet. Weitere 23,5 Prozent wurden immer noch deponiert.

Bescheiden ist auch der Anteil neu hergestellter Kunststoffprodukte aus nicht-fossilen Rohstoffen und Post-Consumer-Rezyklaten, der im Jahr 2022 lediglich 13,5 Prozent betrug. Der Großteil davon stammte aus dem mechanischen Recycling (6,8 Millionen Tonnen). Lediglich 1 Prozent stammte aus biobasierten Materialien (0,5 Millionen Tonnen), und nur 0,1 Prozent wurden chemisch recycelt. Bis 2030 wollen die europäischen Kunststoffhersteller den Anteil „zirkulärer Kunststoffe“ auf 25 Prozent steigern.

Die meisten Rezyklate wurden 2022 in den Bereichen Verpackung, Bau und Landwirtschaft eingesetzt. In Branchen wie der Automobil- und Elektronikindustrie werden weniger Rezyklate eingesetzt.

Grafik: Plastics Europe

„Die flächendeckende Einführung und Skalierung des chemischen Recyclings als Ergänzung zum mechanischen Recycling ist unerlässlich, um die ambitionierten Rezyklateinsatzquoten zu erreichen, die für manche Produkte und Branchen verpflichtend sind, insbesondere dort, wo hohe Qualitätsanforderungen beim Materialeinsatz gelten“, sagt Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe.

Nötig seien eine Anerkennung des chemischen Recyclings und die Einführung von Massenbilanzverfahren. Dafür brauche es grünes Licht und klare Ansagen der EU-Politiker.

Wachsende Abhängigkeit von Importen?

Der Bericht zeigt auch, dass der Anteil Europas an der weltweiten Kunststoffproduktion von 22 Prozent im Jahr 2006 auf 14 Prozent im Jahr 2022 gesunken ist. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werde Europa zunehmend von Kunststoffimporten abhängig sein, warnt Plastics Europe. Das würde die Möglichkeiten für Investitionen in die Kreislaufwirtschaft einschränken.

„Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft nimmt Fahrt auf, doch es ist enttäuschend, dass immer noch so viele Kunststoffabfälle verbrannt werden“, so Janssens. „Wir brauchen diese Kunststoffabfälle als Rohstoff für die Kreislaufwirtschaft. Wenn wir hier keine Anreize schaffen, kann die Geschwindigkeit der Transformation nicht aufrechterhalten werden, um die Ziele der Plastics Transition Roadmap und des European Green Deal zu erreichen.“


Link zum Report:

320°/re

Mehr zum Thema
Betonherstellung: So soll der CO2-Ausstoß auf netto Null reduziert werden
EU-Parlament stimmt Verpackungsverordnung zu
Freiburg bereitet Einführung einer Verpackungssteuer vor
Kunststoffrecycling: Covestro plant Zusammenarbeit mit Automobilindustrie
Pyrum erhält Nachhaltigkeitszertifizierung
Remanufacturing: Smarte Roboter sorgen für Inspektion und Demontage
Strabag erweitert Portfolio um ökologische Dämmstoffe
Alpina führt digitalen Produktpass ein
Schott will den Kreislauf weiter schließen
100 Prozent recycelte Edelmetalle: Umicore führt „Nexyclus“ ein
Neste testet Pyrolyseöl aus Altreifen
Mehr Rezyklate, weniger Plastik: Was Apple bislang erreicht hat