Fehlende Akzeptanz

Altpapier und Alttextililien in einer haushaltsnahen Sammlung erfassen: das war die Idee der Duotonne in Paderborn. Doch die Sammlung hat sich nicht gelohnt. Die Duotonne wird eingestellt, dafür kommt die Wertstofftonne.

Aus für die Duotonne in Paderborn


Der seit 2013 laufende Versuch im Paderborner Stadtteil Elsen, Textilien über die blaue Tonne getrennt zu sammeln, wird eingestellt. Obwohl die Abfuhr nach Angaben des Eigenbetriebs Paderborn reibungslos klappte und die gesammelten Textilien gut vermarktet werden konnten, habe die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung letztendlich den Ausschlag gegeben, das Vorhaben auslaufen zu lassen.

In dem Versuchsgebiet in Elsen sind rund 6.500 Einwohner angeschlossen; dort stehen 3.500 blaue Tonnen. Über die zwei Jahre betrachtet wurden davon nur durchschnittlich zehn Prozent, also 350 Stück, genutzt. Während der Wert am Anfang des Versuchs noch bei knapp 17 Prozent lag, nahm er über die zweijährige Versuchsperiode deutlich ab – auf am Schluss nur noch vier Prozent. Die eingesammelte Menge an Alttextilien lag bei 1,2 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Das zusätzlich Erfassungspotenzial bezifferte der Eigenbetrieb Anfang des vergangenen Jahres auf rund fünf Kilogramm.

Bürger wollen karitative Sammlung unterstützen

Eine Umfrage unter den teilnehmenden Bürgern bewertete zwar das System und die erhaltenen Informationen als positiv, aber sie gaben an, das System dennoch nicht zu nutzen. „Die überwiegende Antwort war, dass die Bürger lieber die Sammlung der karitativen Organisationen unterstützen wollen“, sagt Dietmar Regener, stellvertretender Betriebsleiter des Eigenbetriebs der Stadt Paderborn.

Zudem habe man durch den Aufbau eines eigenen öffentlich-rechtlichen Systems gehofft, Körbesammlungen dubioser Sammler unterbinden zu können. Ein Urteil des OVG Münster sieht jedoch vor, dass dies nur statthaft ist, wenn die Gemeinde nachweisen kann, dass durch die wilden Sammlungen etwa 50 Prozent der Menge verloren geht. „Wir erzielen keine signifikanten zusätzlichen Mengen, rein rechtlich bringt uns das eigene System keine zusätzliche Sicherheit und durch die karitativen Organisationen existiert ein flächendeckendes System, das wir weiter ausbauen können“, begründet Regener das Aus für die Duotonne.

Dennoch bedauert der stellvertretende Betriebsleiter das Ende des Projekts, von dem viele im Vorfeld gemutmaßt hatten, es könne gar nicht funktionieren. Mit dem Paderborner Versuch habe man zeigen können, dass die Sammlung über die Tonne durchaus funktioniert. „Sicherlich hat die Ware etwas weniger Marktpreis erzielt. Aber wenn wir alles zusammenrechnen, was wir an Logistikaufwand gespart haben, war das so betrachtet ein sehr erfolgreiches Projekt“, sagt Regener.

Die Elsener Versuchshaushalte können nun Ende November zum letzten Mal ihre Alttextilien in der blauen Altpapiertonne haushaltsnah zur Sammlung bereitstellen. Während die Duotonne scheiterte, hat sich das Pilotprojekt mit der Wertstofftonne bewährt. Die Verteilung von insgesamt 35.000 gelber Tonnen im gesamten Stadtgebiet soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

 

320°/db

Mehr zum Thema
Tarifstreit bei SRW spitzt sich weiter zu
100 Prozent recycelte Edelmetalle: Umicore führt „Nexyclus“ ein
Herstellerverant-wortung: Reconomy mit neuem Service für Textilien
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
Dopper führt digitalen Produktpass ein