Hängepartie für Recylex

Die französische Gruppe Recylex hat im vergangenen Jahr noch mehr Verluste angehäuft. Nun hängt alles am erhofften neuen Kredit. Denn ohne frisches Kapital keine neuer Ofen für den Geschäftsbereich Blei. Und ohne neuen Ofen keine Rückkehr zur Rentabilität.

Alles hängt am Kredit


Die französische Recyclinggruppe Recylex hat im vergangenen Jahr weniger Umsatz erzielt und den Verlust nochmals erhöht. Inzwischen kommt die Gruppe nur noch auf einen Jahresumsatz von 385,4 Millionen Euro, rund 36 Millionen Euro weniger als 2014. Der laufende Betriebsverlust erhöhte sich um weitere 6 Millionen Euro auf nunmehr 19,2 Millionen Euro.

„Obwohl sichtbare Ergebnisse erzielt wurden, reichten diese nicht aus, um den starken Rückgang der Blei- und Zinkpreise im zweiten Halbjahr 2015 sowie die Auswirkungen der im ersten Halbjahr 2015 durchgeführten Wartungsstillstände zu kompensieren“, kommentiert Yves Roche, Vorstandsvorsitzender der Recylex Gruppe, die Geschäftszahlen. „In diesem Umfeld hat die Gruppe einen bedeutenden Betriebsverlust verzeichnet.“

Neuer Reduktionsofen für Weser-Metall

Die Rückkehr zur Rentabilität kann aus Sicht des Unternehmens vor allem durch eine neue Anlage im Geschäftsbereich Blei gelingen. Geplant ist ein zusätzlicher Reduktionsofen in der Bleihütte der Firma Weser-Metall in der niedersächsischen Stadt Nordenham. Dadurch sollen die Metalle in den Eingangsstoffen besser verwertet werden.

Doch dafür braucht Recylex einen neuen Kredit. Schon seit Monaten versucht die Gruppe, frisches Kapital zu bekommen. Auch deshalb, um die Liquidität der deutschen Tochtergesellschaften aufrechtzuerhalten. Inzwischen gibt es ein Kreditangebot eines Bankenkonsortiums über 67 Millionen Euro. Mit dem Geld soll der Bedarf an umlaufenden Betriebsmitteln der deutschen Töchter im Umfang von 17 Millionen Euro gedeckt werden. Weitere 50 Millionen Euro sind für die beabsichtigten Investitionsausgaben der deutschen Tochtergesellschaften vorgesehen, darunter vor allem der geplante Reduktionsofen von Weser-Metall.

Blei: Verlust steigt um 2 Millionen Euro

Der Geschäftsbereich Blei ist der wichtigste innerhalb der Recylex-Gruppe. Auf diesen Bereich entfallen 73 Prozent des Umsatzes. Im vergangenen Jahr wurden 120.000 Altbatterien verwertet, rund 12 Prozent weniger als 2014. Die Produktion von Weser-Metall belief sich 2015 auf 125.506 Tonnen (-10 Prozent gegenüber 2014).

Der Rückgang der Produktion sei im Wesentlichen auf die Auswirkungen eines geplanten Wartungsstillstands zurückzuführen, erklärt Recylex. Der Rentabilität hat dadurch weiter gelitten. Der Verlust im vergangenen Jahr erhöhte sich nochmals um knapp 2 Millionen Euro und erreichte ein Minus von 13,5 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund hat Recylex eine zusätzliche Wertminderung der Vermögenswerte dieses Geschäftsbereiches in Höhe von 3,4 Millionen Euro vorgenommen.

Zink: Schwarze Null

Wenig besser sieht es für die anderen Geschäftsbereiche aus. Der Bereich Zink, der 17 Prozent des Gesamtumsatzes auf sich vereint, erwirtschafte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 66 Millionen Euro (-2,1 Millionen Euro). Das laufende Betriebsergebnis reduzierte sich von 3,3 Millionen Euro im Jahr 2014 auf nunmehr 0,2 Millionen Euro.

Laut Recyclex konnten die Hütten der Harz-Metall GmbH in Deutschland und von Recytech SA in Frankreich (50 Prozent-Beteiligung) insgesamt 164.300 Tonnen Staub von Elektrostahlwerken verarbeiten. Dies entspreche einer Produktion von 65.969 Tonnen Wälzoxiden im Geschäftsjahr 2015, was gegenüber 2014 eine stabile Produktion bedeutet. Das Recycling zinkhaltiger Abfallprodukte in der Betriebsstätte Norzinco GmbH in Deutschland verzeichnete einen Rückgang der Produktion von Zinkoxyden um 2 Prozent auf 22.941 Tonnen.

Spezialmetalle und Kunststoffe: Relativ stabil

Für den Geschäftsbereich Spezialmetalle verbucht Recylex einen Umsatzrückgang von 13 Prozent auf 20,5 Millionen Euro. Diese Entwicklung sei im Wesentlichen auf die geringeren Verkäufe von Germanium im Zusammenhang mit der Subunternehmerpolitik zurückzuführen, die einen wesentlichen Anteil der Aktivitäten dieses Geschäftsbereiches darstelle. Der laufende Betriebsverlust in diesem Geschäftsbereich beträgt 0,6 Millionen Euro, was aber gegenüber 2014 immerhin eine Verbesserung um 1,1 Millionen Euro darstellt.

Im Geschäftsbereich Kunststoffe haben die Tochtergesellschaften C2P SAS in Frankreich und C2P GmbH in Deutschland insgesamt 16.500 Tonnen Polypropylen produziert, was annähernd der Produktion des Vorjahres entspricht. Der Umsatz in diesem Geschäftsbereich belief sich auf 17,2 Millionen Euro – ein Rückgang um 5 Prozent. Laut Recylex führte in Frankreich die Ölpreisbindung zu tieferen Verkaufspreisen. Die leicht rückläufigen Verkaufsvolumen in Frankreich hätten aber durch die Zunahme der Verkaufsvolumen in Deutschland zum Teil kompensiert werden können. Der Bereich Kunststoffe brachte unter dem Strich ein laufendes Betriebsergebnis von 0,3 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2014 bedeutet dies ein Minus um 200.000 Euro.

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