Ökostrom

In Deutschland werden nach wie vor zu wenig Windräder installiert. Branchenvertreter fordern einen „Entscheidungsturbo“ bei den Genehmigungsbehörden. Insbesondere der Süden hinkt hinterher.

Ausbau von Windrädern kommt nicht in Schwung


Der Ausbau von Windrädern an Land kommt in Deutschland nicht richtig in Fahrt. Nach vorläufigen Branchenzahlen sind im Zeitraum Januar bis September zwar 5,5 Prozent mehr Anlagen in Betrieb genommen worden als im Vorjahreszeitraum. Doch aus Sicht des Bundesverbands Windenergie sind weitaus größere Zuwächse notwendig, um die Ausbauziele zu erreichen.

Hinzu kommt, dass die Zahl der neu genehmigten Windräder in den ersten drei Quartalen um 16,2 Prozent zurückging. Nach Angaben des Bundesverbands liegen die Probleme im Genehmigungsverfahren selbst. Bei den Genehmigungsbehörden lägen 10.000 Megawatt fertige Projekte, sagte Präsident Hermann Albers der Deutschen Presse-Agentur. „Um die Verfahren bis Jahresende abzuarbeiten, braucht es einen Entscheidungsturbo. Dafür müssen die Länder jetzt die sofortige Umsetzung des überragenden öffentlichen Interesses im Erneuerbare-Energien-Gesetz in den Behörden durchsetzen.“

Schleswig-Holstein auf Platz eins

Mehr Ökostrom spielt eine zentrale Rolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaziele erreichen zu können und weniger abhängig von fossilen Energien wie russischem Gas zu werden. Die Bundesregierung hatte umfassende Maßnahmen für einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien beschlossen. Dazu gehört eine gesetzliche Verpflichtung, damit die Länder mehr Flächen bereitstellen.

Laut einer Erhebung der Fachagentur Windenergie sind zwischen Januar und September 365 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1.575 Megawatt neu in Betrieb genommen worden. Die meisten Anlagen (92) sind in Schleswig-Holstein in Betrieb gegangen, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (68), Brandenburg (65) und Niedersachsen (62). Die letzten drei Plätze belegten demnach – abgesehen von den Stadtstaaten – Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Sachsen mit nur je 5 neuen Anlagen und das Saarland mit 2 Inbetriebnahmen. Zum Stichtag 30. September waren bundesweit rund 28.000 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 57.000 Megawatt am Netz.


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Die Zahl der neu genehmigten Windenergieanlagen beläuft sich zwischen Januar und September auf insgesamt 524, mit einer Gesamtleistung von rund 2.750 Megawatt. Die meisten neuen Genehmigungen entfielen auf Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, die Schlusslichter bildeten unter Ausnahme der Stadtstaaten Sachsen, Bayern und das Saarland.

„Die Länder, die ohnehin sowohl bei der installierten Leistung als auch beim Zubau seit Jahren deutlich schwächeln, werden auch erkennbar in den kommenden Jahren nicht genug Zubau entfesseln, um das Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd auszugleichen“, so der Verband.

320°/dpa/re

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