Studien der EU-Kommission

Die Deutsche Umwelthilfe ist alarmiert: Beim Joint Research Center der EU-Kommission werden zwei neue Studien zum chemischen Recycling durchgeführt. Der Verband warnt: Die Pyrolyse und Vergasung von Kunststoffen seien hochriskant.

Chemisches Recycling: Umwelthilfe warnt vor großen Datenlücken


Die Europäische Kommission hat beim Joint Research Center (JRC) zwei neue Studien zum chemischen Recycling von Kunststoffen in Auftrag gegeben. Anlass genug für die Deutsche Umwelthilfe (DUH), vor den „hochriskanten und unausgereiften Technologien der Pyrolyse und Vergasung“ zu warnen.

„Die JRC-Studien der Europäischen Kommission dürfen nicht als Grundlage verwendet werden, um den Technologien des chemischen Recyclings den Weg zu ebnen sowie politische Maßnahmen oder eine Wirtschaftsförderung abzuleiten“, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. „Dazu sind die Daten zu lückenhaft, die technischen Prozesse zu unerforscht und die getroffenen Annahmen zu Innovationen zu fragwürdig.“

„Nicht von JRC-Studien täuschen lassen“

Chemische Recyclingtechniken seien mit einem enormen Energiebedarf verbunden, da Kunststoffe unter hohen Temperaturen in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt und dann unter erneutem Energieaufwand wieder zusammengesetzt werden müssten, kritisiert der Umweltverband. Bei der Pyrolyse und Vergasung gingen zudem bei jedem Recyclingvorgang bis zu 50 Prozent des Materials verloren. Zudem könnten giftige Chemikalien entstehen, die in aufwändigen Aufbereitungsprozessen wieder entfernt werden müssten und als gefährliche Abfälle zurückblieben.

Beim werkstofflichen Recycling bestünden diese Probleme nicht. Dadurch sei der Energieaufwand viel geringer und der ökologische Nutzen entsprechend groß.


Mehr zum Thema:


„Die Politik darf sich von den JRC-Studien nicht täuschen lassen“, warnt Thomas Fischer, DUH-Leiter des Bereichs Kreislaufwirtschaft. „Initiativen sollten sich auf nachweislich umweltfreundliche Maßnahmen wie eine Verbesserung der Recyclingfähigkeit, von Sortiertechnologien und werkstofflichem Recycling konzentrieren. Dort schlummern noch große Potenziale, die gehoben werden müssen.“

Ebenso wichtig sei es, dass das chemische nicht mit dem werkstofflichen Recycling gleichgestellt und beispielsweise auf die gesetzlichen Recyclingquoten angerechnet werde. „Dadurch geriete das werkstoffliche Recycling ins Hintertreffen, was schlecht für die Umwelt wäre“, so Fischer.

„Um die Probleme durch Kunststoffabfälle in den Griff zu bekommen, sind bereits viele Lösungsansätze vorhanden – sie müssen nur umgesetzt werden“, betont Metz. So könnten viel mehr Verpackungen recycelt werden, wenn sie recyclingfähig gestaltet würden. Auch sollten durch Abfallvermeidung, Wiederverwendung und Öko-Design Abfallmengen insgesamt reduziert werden. Das chemische Recycling dürfe wichtige Investitionen und Entwicklungen in diese Richtung keinesfalls behindern.

320°/re

Mehr zum Thema
Alpla mit Weinflasche aus PET – und bald auch aus rPET
BDE fordert EU-Agentur für Kreislaufwirtschaft
Furcht vor Dosenpfand an der deutsch-dänischen Grenze
„Der nachhaltigste Bürostuhl aller Zeiten“
Novelle des ElektroG: Verbände fordern mehr Mut
„So verringert sich der Abfall nicht“
Hündgen liefert PET-Abfälle an Carbios
Umweltministerium legt Novelle des ElektroG vor
Chemisches Recycling: 40 Anlagen in Betrieb, über 100 in Planung
UN-Umweltchefin sieht Fortschritte auf Weg zu Plastikabkommen
Erstes öffentliches Gebäude mit Carbonbeton
Tomra wird OMV und Borealis beliefern