Rücknahme Einzelhandel

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„Gib Deiner Kleidung ein zweites Leben“, wirbt H&M für sein Altkleider-Rücknahmeprogramm. Doch gibt es wirklich ein zweites Leben? Eine Untersuchung verschiedener Rücknahmeangebote lässt Zweifel aufkommen.

Was passiert mit zurückgegebener Kleidung tatsächlich?


Wer Altkleider zurückgeben möchte, kann sie in Altkleidercontainer werfen oder auch die Rücknahmeangebote verschiedener Einzelhändler nutzen. C&A etwa wirbt mit dem Slogan „Gib deiner Kleidung ein zweites Leben“, H&M propagiert „Let’s close the loop“ und North Face fordert: „Let’s complete the circle“.

Doch was passiert wirklich mit der Kleidung? Die niederländische Stiftung Changing Marktes hat es untersucht. Sie hat Apple AirTags verwendet, um 21 gut erhaltene Kleidungsstücke auf ihrem Weg durch verschiedene Rücknahmesysteme zu verfolgen. Die Kleidung wurde an renommierte Marken wie H&M, Zara, C&A, Primark, Nike, The North Face, Uniqlo und M&S-Filialen in Belgien, Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich gespendet.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Drei Viertel der gespendeten Kleidungsstücke wurden nach Angaben der Stiftung vernichtet oder nach Afrika verschifft, wo sie teilweise auf Deponien entsorgt wurden. Eine Jogginghose etwa wurde in einem Zementofen verbrannt und ein Rock, der bei H&M zurückgegeben wurde, legte eine 24.800 Kilometer lange Reise von London bis auf die Mülldeponie in Mali zurück. Drei weitere Artikel landeten in der Ukraine.

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Nur fünf der 21 zurückgegebenen Artikel wurden in Europa wiederverwendet oder fanden sich in einem Secondhandladen wieder. Die meisten Einzelhändler würden zurückgegebene Kleidung einfach an Unternehmen weitergeben, die sich auf Wiederverwendung, Recycling und Entsorgung spezialisiert haben, kritisiert die Stiftung. Angaben über den Verbleib der Altkleider gebe es nicht.

Letztlich seien solche Rücknahmeprogramme des Einzelhandels ein „Greenwashing-Trick“, sagt die Leiterin der Kampagne von Changing Markets, Urska Trunk. Das Vorhaben der EU, Fast Fashion einzudämmen und eine Entsorgungsgebühr für verkaufte Textilprodukte einzuführen, sei zwar begrüßenswert, werde aber an dieser Entsorgungspraxis nichts ändern.


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Die Stiftung fordert daher verbindliche Wiederverwendungs- und Recyclingziele von den Regulierungsbehörden. Zudem sollte eine Steuer auf synthetische Textilien erhoben werden, da diese Materialien eine Hauptursache für Fast Fashion seien. Frankreich und die Niederlande hätten rechtsverbindliche Ziele für Wiederverwendung und Recycling von Altkleidern bereits festgelegt, lobt die Stiftung.

Auch eine Altkleiderabgabe können dazu führen, dass Fast Fashion zurückgedrängt wird, glaubt die Stiftung. Die geplanten EU-Vorschriften böten eine einmalige Gelegenheit, die Rücknahmesysteme in ganz Europa zu verbessern und die Verschwendung von Kleidung einzudämmen.

320°/re

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