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In Niederbayern entsteht derzeit eine Lärmschutzwand mit Hanf als Dämmmaterial. Im Vergleich zu Mineralwolle schneidet Hanf deutlich besser ab – sowohl aus ökologischer Sicht als auch bezüglich Schalldämmung und Brandschutz.

Lärmschutz an der Autobahn: Hanf statt Mineralwolle


Hanf ist ein unkomplizierter nachwachsender Rohstoff. Zum einen wächst die Pflanze sehr schnell, ohne dass sie intensiv bewässert werden muss. Auch das Bespritzen mit Pestiziden ist nicht nötig, da Hanf resistent gegen Pilzbefall ist. Und Hanf lässt sich vielfältig nutzen, sei es als Genuss- oder Nahrungsmittel, als Vieh- oder Vogelfutter oder auch in der Textil- und Papierindustrie.

Inzwischen kommt noch eine weitere Anwendung hinzu: Hanf lässt sich im Bausektor als Dämmmaterial verwenden. Dabei kann es die bislang übliche, aber potenziell gesundheitsgefährdende Mineralwolle ersetzen. Mittlerweile hat Hanf auch in Lärmschutzwänden entlang von Autobahnen und Bahngleisen Einzug gehalten. Aktuell entsteht entlang der vierspurigen Bundesstraße B15 in Ergolding bei Landshut in Niederbayern eine 740 Meter lange Lärmschutzwand.

Nach Angaben des Systemanbieters Rau bestehen die drei Meter hohen Lärmschutzelemente zu 99,9 Prozent aus Hanf und unbehandeltem Lärchenholz. Die Trägerkonstruktion sei ebenfalls aus Lärchenholz. Die sogenannten Canwool-Hanfabsorber seien über 50 Jahre funktionstüchtig und von den Leistungsparametern her gleichwertig mit Mineralwolle.

Canwoll-Dämmmaterial: „Über 50 Jahre funktionstüchtig“ (Foto: Geosystem GBK GmbH)

Schallschutzwände, die mit Canwool gefüllt sind, böten eine Schallabsorption von mindestens10 dB und eine Schalldämmung von 28 dB, erklärt Rau. Beide Werte seien deutlich besser als bei Produkten mit Mineralwolle. In puncto Brandverhalten müssten ebenfalls keine Abstriche gemacht werden. Schallschutzwände mit Hanfdämmung würden die EU-Anforderungen bezüglich der Feuerbeständigkeit erfüllen. Hier erreiche das Hanfmaterial die für Lärmschutzwände an Autobahnen und Bahngleisen geforderte Feuerwiderstandsklasse 3 gegen Unterholzbrand. Das habe eine Brandprüfung des Dresdener Brandschutzkompetenzzentrums MPA ergeben.

Gegenüber Mineralwolle hat Hanfwolle angeblich weitere Vorteile: Sie sei in der Herstellung CO2-neutral und speichere CO2 über den kompletten Lebenszyklus ein, wie Rau-Geschäftsführer Henning Knief erklärt. Die Hanfmatten würden bei der Herstellung verhältnismäßig wenig Energie benötigen – ganz im Gegensatz zu Mineralwolle. Die Produktion des Fasergemenges von Mineralwolle ist sehr energieintensiv und verursacht Angaben zufolge je Kubikmeter bis zu 285 Kilogramm CO2.


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Bei einer späteren Erneuerung der Lärmschutzwand seien die Canwool-Elemente darüber hinaus leicht zu entsorgen, sagt Knief. Denn die neuen Hanfmatten hätten eine gute Recyclingfähigkeit und müssten nicht deponiert werden. Können die Fasern nicht wiederverwendet werden, könnten sie thermisch verwertet werden und so als Energielieferant dienen.

Anders sieht es bei der Entsorgung von Mineralwolle aus. Viele Mineralwollprodukte stehen unter Verdacht, stark krebserregende Fasern zu enthalten. Bei der Entsorgung von Mineralwolle gelten denn auch strenge Anforderungen. Rückgebaute Mineralwolle muss unter anderem luftdicht verpackt und meist aufwändig endgelagert werden.

Und das ist mit hohen Kosten verbunden. Die Entsorgungs- und Deponiekosten von Lärmschutzelementen mit Mineralwolle liegen je nach Region teilweise bei weit über 500 Euro pro Tonne.

Für Hersteller von Lärmschutzwänden ist der Umstieg von Mineral- auf die Hanfwolle angeblich nur mit wenig Umstand verbunden. Denn die Canwool-Absorber werden vorkonfektioniert angeliefert wie Mineralwolle-Elemente auch. Sie könnten in allen gängigen Systemen, wie beispielsweise mit Holz oder Aluminium verbaut werden.

320°/mk

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