Bioplastik

Umweltbewusste Verbraucher sollten sich beim Kauf von Produkten aus Biokunststoff nicht an der Nase herumführen lassen, meint die Deutsche Umwelthilfe. Der Verband spricht von einer „Bioplastik-Werbelüge“ – und fordert ein Werbeverbot.

„Der grüne Schein täuscht“


Die Deutsche Umwelthilfe hat erneut Bioplastik-Produkte unter die Lupe genommen, angefangen von Kaffee- und Teekapseln über Take-away- sowie Lebensmittelverpackungen bis hin zu Hygieneprodukten und sogar Schuhen. Insgesamt waren es 29 Produkte. Das Ergebnis: „Viele Handelsunternehmen und Markenhersteller – darunter Edeka, Kaufland, Lidl, Dallmayr, Nestlé und Pampers – führten Verbraucherinnen und Verbraucher mit zweifelhaften Werbeslogans zu Einweg-Produkten aus Bioplastik in die Irre und hintertreiben echten Klima- und Umweltschutz“, erklärt der Umweltverband.

„Viele Menschen greifen bewusst zu Bioplastik-Produkten in der Hoffnung, so Umwelt und Klima zu schonen“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. „Aufdrucke wie ‚umweltfreundlich‘, ‚kompostierbar‘ oder ‚plastikfrei‘ klingen zwar vielversprechend, doch der grüne Schein täuscht. Oft handelt es sich um Einweg-Produkte, die entweder komplett unnötig sind oder für die es längst umweltfreundlichere Mehrweg-Alternativen gibt.“

Grafik: picture alliance/dpa-Infografik

Metz verweist auf ein von der Umwelthilfe Ende letzten Jahres durchgeführtes Experiment in einer repräsentativen industriellen Kompostierungsanlage. Der Versuch habe gezeigt, dass als ‚kompostierbar‘ beworbene Produkte sich nur teilweise oder gar nicht zersetzten und den Kompost mit Plastikresten verunreinigen könnten. „Bioplastik löst keine Probleme, sondern schafft neue“, betont Metz. „Deshalb fordern wir Verbraucherschutzministerin Lemke auf, ein Werbeverbot zur Kompostierbarkeit von Bioplastik-Verpackungen und -Produkten einzuführen. Dadurch würde der von der Industrie am häufigsten verwendeten Bioplastik-Werbelüge ein Riegel vorgeschoben.“


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Nach Einschätzung der DUH setzen Handelsunternehmen vor allem auf Bioplastik, um unter einem „grünen Deckmantel“ mit dem massenhaften Verkauf von unnötigen Wegwerfverpackungen und kurzlebigen Einweg-Produkten weiterzumachen. Doch ebenso wenig wie die vermeintliche Kompostierbarkeit von Bioplastik-Verpackungen und -Produkten sei auch die Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen eine umweltfreundliche Lösung. Häufig würden zur Produktion von „pflanzenbasiertem“ Bioplastik Nutzpflanzen aus landwirtschaftlichen Monokulturen verwendet.

Um das „Greenwashing mit Bioplastik“ zu stoppen, hat die DUH bereits eine Protestmail-Aktion an Umwelt- und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke gestartet. Der Verband ruft Bürgerinnen und Bürger auf, bei der Aktion mitzumachen und den Druck für ein Werbeverbot zur Kompostierbarkeit von Bioplastik erhöhen.

320°/re

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