Positionspapier

Die Abscheidung und Speicherung von CO2 ist kein Allheilmittel, meint das Umweltbundesamt. Für die Abfallwirtschaft sei es aber eine Option. In Müllverbrennungsanlagen könnten so große Mengen CO2 kompensiert werden.

UBA empfiehlt CCS für Abfallverbrennung


Das Umweltbundesamt (UBA) spricht sich in einem neuen Positionspapier dafür aus, das CCS-Verfahren (Carbon Capture and Storage) zur Abscheidung und Speicherung von CO2 in der Abfallwirtschaft zu erproben. So könnten in Müllverbrennungsanlagen, in denen neben Wärme und Strom auch CO2 entsteht, erste Erfahrungen mit der Technik gesammelt und Umweltrisiken bewertet werden. Pro Jahr könnten somit bis zu 20 Millionen Tonnen CO2 kompensiert werden.

Das sogenannte „Waste-CCS (WACCS)“ habe den Vorteil, dass es kaum zusätzliche fossile Energieträger benötige und die Abwärme genutzt werde, so das UBA. In Industriezweigen wie der Zementindustrie oder der Energiewirtschaft sollte CCS dagegen nicht eingesetzt werden, warnt das UBA. Die Behörde befürchtet, dass sonst der Einsatz erneuerbarer Energien behindert werden könnte.


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Auch in anderen Branchen würde CCS klimafreundlichere Alternativen erschweren – etwa mehr Holzbau, alternative Bindemittel oder Baustoffe. Um negative Auswirkungen auf den Umbau der Energiewirtschaft, der Industrie und des Baugewerbes zu vermeiden, sollte die Technologie dort nicht priorisiert werden.

CCS sei kein Allheilmittel für den Klimaschutz, betont UBA-Präsident Dirk Messner. „Wenn wir es nicht schaffen, von den fossilen Energieträgern wegzukommen, wird uns CCS nichts nützen. Wir haben in Deutschland viel zu wenig Speicher, um das Kohlendioxid sicher für Mensch und Klima zu speichern.“ Messner fordert, CCS nur für wirklich unvermeidbare CO2-Emissionen einzusetzen.

„Diesen Nachweis muss die Technik noch erbringen“

Bei CCS wird CO2 nach der Abscheidung (Carbon Capture) unter Druck verflüssigt und unterirdisch gelagert (Storage). Eine Speicherung ist unter anderem in leeren Gas- oder Öllagerstätten, in salzwasserführenden Gesteinsschichten oder im Meeresuntergrund möglich, erklärt das UBA. „Sowohl Transport als auch Lagerung müssen dauerhaft sicher und dicht sein, um ein Entweichen des für Mensch und Umwelt in hohen Konzentrationen schädlichen CO 2 zu verhindern“, betont die Behörde. „Wird CO2 etwa in den Meeresuntergrund verpresst, muss die marine Umwelt vor ⁠ Versauerung ⁠ geschützt werden. Diesen Nachweis muss die Technik noch erbringen.“

Die EU hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2050 treibhausgasneutral zu werden. Deutschland will das Ziel bereits 2045 erreichen. Da aber auch bei ambitionierter Klimapolitik unvermeidbare fossile Restemissionen von 40 bis 60 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verbleiben, sind natürliche CO2-Speicher wie Wälder, Moore, aber auch die verstärkte Nutzung von Holz als Baustoff wichtig, um diese Emissionen aufzunehmen.  „Der Ausbau und der Schutz von Mooren, Wäldern und anderen natürlichen Senken sollte unsere erste Priorität sein. CCS und andere technische Senken könnten die natürlichen Senken dann ergänzen“, so Messner.

320°/re

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